5 Minuten und 37 Sekunden

 


Sie wissen nicht, dass sie in 5 Minuten und 37 Sekunden sterben werden

 

 

 

 

 

Herbert Mechtersheimer

 

 

Wenn sie mir wieder meinen Arm von der Armlehne stößt, trete ich ihr auf den Fuß. Jetzt hat mich die Dicke schon wieder angerempelt. Das lass ich mir nicht länger gefallen. Was bildet sich diese Kuh denn ein. Nur weil sie mit Schmuck behängt ist wie ein Christbaum mit Lametta, gehört die Armlehne zwischen uns nicht ihr alleine. Ich habe genauso viel für den Flug bezahlt wie sie. Soll sie doch erster Klasse fliegen, wenn sie mehr Platz will. Und wie die nur riecht. Dieses widerlich aufdringliche Parfüm. Hätte sie besser weniger Schokolade gekauft und das Geld in ein besseres Parfüm investiert – das ist jetzt schon die 2. Tafel, die sie in sich hinein stopft.

 

„Nein vielen Dank, ich möchte keine Schokolade.“

 

Warum muss ich immer nur Nieten ziehen? Ich finde sie einfach nur ordinär.

 

"Kaffee"

 

Pia

 

Ob die Wolken wirklich aus Watte sind? Das glaube ich nicht, Opa hat bestimmt geschwindelt. Sonst würden die Wattefäden ja an den Flügeln von unserem Flugzeug hängen bleiben. Ui, wie tief das ist. Und wie klein die Häuser und Straßen sind. Noch viel kleiner wie auf meinem Bauernhof, den mir Oma und Opa zu Weihnachten geschenkt haben.

 

Opa und Oma kommen uns auf dem Flughafen abholen. Heute Abend darf ich wieder in Papas altem Zimmer schlafen. In dem Zimmer soll es schon einmal gespukt haben, hat mir Papa erzählt. Ein kleines Männchen soll auf der Fensterbank gesessen und Papa ein Lied gesungen haben. Ich hab es noch nie gesehen. Vielleicht kommt es ja heute Abend, hat Opa gemeint, als er gestern mit mir telefoniert hat. Und . . .  morgen geht er mit mir zu seinem Freund, der ist ein Bauer und hat ein kleines Pony. Ich darf reiten. Oma sagt, aber nur mit einem Reiterhelm, sonst ist es zu gefährlich. Ich habe keine Angst.

 

"Ja, einen Orangensagz bitte."

 

Gabriele Maierhofer

 

Ich komme mir immer affiger vor. ´Das ist die Atemmaske – folgen Sie den Lichtern auf dem Boden zu den Notausgängen – Die Notausgänge befinden sich hier und hier und hier und . . .´  Wie mich das mittlerweile anödet. Die einen lesen, die anderen unterhalten sich und einige alte Böcke schauen nur auf meine Brust. Stewardess war mein Traumberuf. Als Kellnerin im „Beau Jardin“ hätte ich mit Trinkgeld genauso viel verdient und wäre nicht so oft von Manfred weg. Hätte nicht geglaubt, dass ich ihn so stark vermiss. Heute Abend bin ich wieder zu Hause, noch 1 Stunde bis Lissabon und 2 Stunden später geht´s wieder zurück.  OK, dann füttere ich jetzt mal meine „Raubtiere.“

 

Chantal Birkelbach

 

Würde er doch nur nicht so griesgrämig drein schauen, ich glaub er könnte mir gefallen. Und ständig sucht er was anderes in seiner Tasche. Scheint auf Dienstreise zu sein, liest in seinen Unterlagen und . . . . stößt immer wieder mit seinem Arm gegen meinen. Ob er das absichtlich macht? Soll ich ihn anmeckern oder meinen Arm gegen seinen drücken? Wir sind ja noch eine Zeitlang unterwegs. `Schaun wir mal . . .´ hat der . . .  der Dings gesagt. Fällt mir bestimmt wieder ein. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Jetzt gibt´s  erst mal was zu essen. Hab zwar schon meinen gesamten Schokoladevorrat aufgegessen, aber Mittagessen ist Mittagessen. Das lass ich nicht ausfallen. Ein sehr freundlicher Steward, muss ich schon sagen. Freundlicher als mein Nachbar auf jeden Fall.

 

„Kaffee bitte.“

 

Kurt Hoffman

 

„Gehst du eigentlich jetzt am Sonntag mit zum Spiel, Paul?“

 

„Ich glaub es nicht, die Bayern kommen, wir reden fast nur über das Derby und du hast es schon wieder vergessen!“

 

„Ich habe so langsam den Eindruck, deine Gerdi macht dir richtig Stress, du warst doch vor deiner Hochzeit jedes zweite Wochenende im Stadion.“

 

„Ok, ok – jetzt reg dich wieder ab, hast ja recht, geht mich nichts an, aber seltsam ist es schon. Musst doch zugeben.“

 

„ Hab doch gesagt, es ist gut, mach deine Durchsage an die Passagiere und dann überlegen wir, wo wir im Flughafen Essen gehen.“

 

Sebastian Müller

 

Bin auf mein Hotel gespannt. Die Bilder im Internet waren ja schon mal klasse. Ich freue mich jetzt richtig auf die Woche Urlaub. War zwar noch richtig stressig gestern Nachmittag, aber dann haben wir den Abschluss doch noch machen können. Passt genau, Boni als Urlaubsgeld. Es soll zwar heiß werden die nächsten Tage, aber besser mit einem kühlen Rose im Straßenkaffee, als mit einem Mineralwasser im klimatisierten Büro.

Haben mich schon beneidet, als ich mich für eine Woche nach Lissabon abgemeldet habe. Ok, hat mich eine Runde gekostet, aber der Spaß war´s mir wert.

 

Ich glaub, ich habe mich richtig entschieden, ein Hotel im Stadtteil Bélem zu suchen, am Teja könnte eine angenehme Briese wehen und auch das Entdeckerdenkmal Padrão dos Descobrimentos ist auch nicht weit weg. Denn der Torre de Belém und das Mosteiro dos Jerónimos werde ich mir auf jeden Fall ansehen. Und in das Ozeanarium im Parque das Nações will ich und in das Museum Nacional de Arte Antiga, das Nationalmuseum für alte Kunst. Und in den Hot Clube de Portugal, den ältesten noch bestehenden Jazzclub Europas, bin froh dass ich gestern noch einen Tisch reservieren konnte.

 

Mein Handy bleibt jetzt aus und . . . ich freue mich!

 

„Ich hätte gern ein Glas Rotwein.“

 

Herbert Mechtersheimer

 

Wer ist nur auf die Idee gekommen, Bildschirme an die Decke zu hängen, immer wenn ich hin schaue, sehe ich die Landkarte und unsere Position, unser Flugzeug scheint sich nicht zu bewegen. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi.

 

Jetzt lese ich diesen Absatz schon zum 3. Mal, ich kann mich einfach nicht richtig konzentrieren.

 

Ich trete ihr jetzt auf den Fuß!!!

 

Unsere neue Werbekampagne soll ich vorstellen, natürlich nur ein kleiner Auftrag und überzeugend ist das Konzept auch nicht. Wie sollte es auch. Wäre es gut, säße ich jetzt nicht in diesem Flugzeug.Er würde selbstverständlich jetzt in der ersten Klasse Champagner trinken, mein großer Chef.

 

Kaffee im Plastikbecher und nicht mal richtig heiß. Die Stewardess serviert natürlich in der anderen Sitzreihe und mir schmeißt dieser „Kellner“ das Essenspaket auf den wackligen Tisch.

 

Wenn sie nicht sofort den Deckel ihrer Pappschachtel von meinem Tisch nimmt, schütte ich ihr meinen Kaffee über ihren viel zu engen Rock. Hat die Frau denn keinen Spiegel zu Hause?

 

Ich glaub es nicht, sie hat offensichtlich gemerkt dass sie zwei Tische braucht. Packung gedreht, Deckel gegen die Rückenlehne geklappt – geht doch.

 

Mario Toska

 

Hätte mir doch besser im Internet mal angeschaut, wie der sportliche Leiter von Benfika aussieht. Aber er wird mich bestimmt erkennen. Wenn nicht, hat er seinen Beruf verfehlt. Wer mich in Europa nicht kennt . . .

 

Bin auf Romeros gespannt, ob er wirklich so eindrucksvoll ist? 85 kg bei 195 cm und erst 19 Jahre alt, ich glaube, ich habe eine gute Verstärkung für unseren Sturm gekauft. 22 Millionen sind aber auch eine Stange Geld für ein 19 jährigen. 20 % will sein Vater haben, spielt sich als sein Manger auf. Der wird sich wundern, hat vor 2 Jahren noch in einer Favela in Rio gewohnt und glaubt jetzt sich mit mir messen zu können. Mittelgewicht, höchstens.

 

„Ja, das Steak bitte medium und noch ein Glas Champagner. Aber bitte etwas kälter!“

 

Paul Kammermeier

 

„Meine sehr geehrte Damen und Herren. Wir durchfliegen gleich eine kleine Gewitterfront. Ich bitte Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit angeschnallt zu bleiben. Es kann etwas unruhig werden.“

 

Pia

 

Oh je, jetzt habe ich meinen Orangensaft verschüttet.

 

Herbert Mechtersheimer

 

Mist, mein Kaffeebecher ist umgekippt. Ich bin doch gar nicht dagegen gestoßen.

 

Kurt Hoffmann

 

„Paul, die schwarze Gewitterfront dar vorne gefällt mir überhaupt nicht.“

 

Chantal Birkelbach

 

„Sie haben doch hoffentlich keinen Kaffee über bekommen? Mein Gott, die Maschine ist ja mächtig abgesackt, hoffentlich sind wir bald da.“

 

Gabriele Maierhofer

 

„Ist nicht schlimm, wenn es wieder etwas ruhiger ist, bringe ich dir einen neuen Orangensaft.“

 

Sebastian Müller

 

Habe schon lange keinen Rotwein mehr auf ex getrunken, aber besser er ist in meinem Bauch als auf meiner Hose.

 

Mario Toska

 

„Verdammter Mist, passen Sie doch auf, jetzt haben Sie meine Hose versaut, dieser Fusel-Champagner klebt ja wie Zuckerwasser.“

 

 

*

 

 

Zwei haben überlebt.